Mit den länger werdenden Tagen im Frühjahr erwacht auch jedes Jahr die Ultracyclingszene wieder aus ihrem Winterschlaf. Logisch, wenn man die langen Rennzeiten bedenkt – hier ist es essentiell möglichst viel Tageslicht für die Veranstaltungen zu Verfügung zu haben. Auch für Sebastian Mayr vom RV Phönix Augsburg ging die Wettkampfsaison in diesem Jahr nach langem Warten mit dem Race Around Niederösterreich wieder so richtig los.

Foto: @RAN/Martin Steiger

Das Race Around Niederösterreich ist ein Ultracyclingrennen – wie der Name bereits sagt – rund um Niederösterreich. Über 604 km und 6.225 hm führt die Strecke im Uhrzeigersinn immer entlang der niederösterreichischen Grenze um das flächenmäßig größte Bundesland Österreichs. Da das Rennen im öffentlichen Straßenverkehr stattfindet, lauern vor allem in den dunklen Nachtstunden so einige Gefahren auf die insgesamt 150 Sportlerinnen und Sportler, welche die Strecke in Angriff nehmen.

Das Teilnehmerfeld war mit durchaus illustren Namen der Ultracyclingszene besetzt – so waren unter anderem der Lokalmatador und Vorjahressieger Philipp Kaider und Lee Williams aus Großbritannien am Start. Nach dem vierten Platz im vergangenen Jahr konnte man aber auch Sebastian durchaus zum engeren Favoritenkreis zählen. Unterstützt von fünf (!) Betreuern im Auto, welche für die Versorgung des Fahrers zuständig waren, ging es am Freitagabend in Weitra los. Das Wetter war nahezu ideal, weil trocken, jedoch zeigte sich die Nacht von ihrer kalten Seite mit Tiefsttemperaturen von 2 Grad Celsius.

Foto: @RAN/Martin Steiger

Sebastian konnte in den ersten Stunden das Pacing direkt sehr gut umsetzen. So entwickelte sich schnell ein Zweikampf an der Spitze mit dem Titelverteidiger Philipp Kaider. Nach insgesamt 12 h im Sattel bzw. Auflieger lagen die beiden Kontrahenten lediglich 2 Minuten auseinander. Eine Winzigkeit in Anbetracht der zurückgelegten Strecke und Renndauer. Insgesamt absolvierte Sebastian circa 530 km auf dem Zeitfahrrad und 70 km auf einem „normalen“ Rennrad, welches an den größeren Steigungen zum Einsatz kam. In der zweiten Rennhälfte konnte sich Sebastian dann immer mehr absetzen und den Vorsprung auf letztlich 25 min bis ins Ziel ausbauen. Somit holte er zum ersten Mal in der Geschichte des Race Around Niederösterreich den Sieg in der Kategorie „Solo Männlich“ nach Deutschland.

Mit welch harter Arbeit dieser Erfolg verbunden ist, zeigen die bis zu 25 Trainingsstunden pro Woche, welche seit Herbst zu absolvieren waren. Aufgrund der Leistungsdichte, welche mittlerweile im Ultracycling herrscht, wurde auch aus dem Material nochmals alles herausgekitzelt, um die entscheidenden Watt auf beispielsweise dem Zeitfahrrad zu sparen. Auch das Thema Ernährung, welches für die knapp 18 Rennstunden einfach passen muss, spielt eine eminent wichtige Rolle in dieser noch recht jungen Disziplin des Radsports. Die Zahlen sind umso beeindruckender, wenn man bedenkt, dass die gesamte Standzeit lediglich 15 min betrug und durchschnittlich eine Leistung von 230 W (246 W NP) getreten werden musste.

Sebastians „kleine“ Runde auf Strava: https://www.strava.com/activities/11398540264

Bericht im ORF: https://noe.orf.at/stories/3256715/

Beitrag im ORF Fernsehen: https://tvthek.orf.at/profile/Niederoesterreich-heute/70017/Niederoesterreich-heute-vom-12-05-2024/14226149/Bilanz-des-Race-around-Niederoesterreich/15637268